Sie befinden sich hier

04.11.2017 14:43

Margareta Steinrücke über das Treffen des European Network on Working Time Reduction 19./20.10.17

wir konnten in den neuen räumen der rosa luxemburg-stiftung brüssel tagen (sitzungsraum für 25 personen), die uns wieder sehr großezügig unterstützt hat, u.a. durch finanzierung der simultanübersetzung englisch-französisch-deutsch.

obwohl wir nur 15 (statt wie ursprünglich geplant 30) teilnehmende waren (v.a. die gewerkschaftskolleg*innen verschiedener länder waren wg. tarifverhandlungen o.a. termine verhindert), war das treffen außerordentlich produktiv. erfreuliche nachrichten aus den niederlanden, wo der größte gewerkschaftsbund FNV sich nun für die prüfung von wegen zur 32stundenwoche ausgesprochen hat; aus belgien, wo die größte christliche angestelltengewerkschaft CNE (neben der sozialistischen FGTB) sich für die 32stundenwoche starkmacht incl. einer kampagne mit broschüre mit allen argumenten für arbeitszeitverkürzung; in großbritannien gibt es eine breiter werdende debatte über die 4tagewoche, die auch von corbyn und den linken teilen von labour unterstützt wird; und in norwegen setzt sich die größte angestelltengewerkschaft (mehrheitlich frauen) für den 6stundentag ein, was auf dem kongress des gewerkschaftsbundes LO zumindest als eine zu prüfende option aufgenommen worden ist.

gleichzeitig laufen aber natürlich europaweit die angriffe des unternehmerlagers und der rechten/neoliberalen teile von wissenschaft und politik auf den 8stundentag und für eine völlige flexibilisierung und entgrenzung der arbeitszeit weiter. jüngste schreckensnachricht dazu aus österreich, wo die siegreiche övp den 12stundentag im programm hat. auf der ebene der europäischen arbeitszeitrichtlinie herrscht z.z. erstmal ruhe. die kommission hat keine weiteren vorschläge zur veränderung der arbeitszeitrichtlinie gemacht (die eher in richtung weitere flexibilisierung und aufweichung gehen würden), auch dank des konsequenten widerstands des EGB, sondern eine anwendungsempfehlung auf grundlage der verschiedenen urteile des europäischen gerichtshof zu arbeitszeitfragen herausgegeben.
 
dass die igmetall die option auf eine 28stundenwoche, allerdings mit sozial gestaffeltem lohnausgleich nur für eltern, pflegende und schichtarbeitende, fordert, stieß auf großes interesse. sophie jänicke, die in der tarifgrundsatzabteilung der igmetall für arbeitszeitfragen zuständige, die gerne teilgenommen hätte, aber verhindert war, hatte mir freundlicherweise die forderungen der igmetall zur verfügung gestellt.

für die weiterarbeit des europäischen netzwerks wurden auf der grundlage eines internetforums auf basecamp 3 arbeitsgruppen installiert zu 1. strategie, 2. vorschläge, 3. interne kommunikation. ich habe mit sam groen/FNV niederlande und michel cermack/Collectif Roosevelt belgien die koordination der ag 2. vorschläge übernommen. für nächstes jahr 7./8.6.2018 ist eine 2. größere konferenz mit ca. 70 teilnehmenden in planung, wo der austausch und die gemeinsame strategieentwicklung zu arbeitszeitverkürzung vertieft und erweitert werden sollen, v.a. auch um gewerkschaften und andere organisationen aus süd- und osteuropa. den kontakt zu polen in gestalt der linken partei Razem und der gewerkschaft WALKA hat jutta bereits hergestellt. vielen dank dafür! von der Rosa Luxemburg Stiftung Brüssel haben wir bereits eine vorläufige zusage, dass sie uns in ähnlichem umfang wie 2016 unterstützen wird. auch dafür herzlichen dank! räume, die dafür erheblich größer sein müssen, versuchen wir jetzt über den EGB oder die belgischen gewerkschaftsbünde CSC (christlich) oder FGTB (sozialistisch) zu bekommen.

Kontextspalte