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26.04.2013 20:35

26. April 2013. Margareta Steinrücke in Mainz

"Arbeitszeitverkürzung – Ein Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit?" Mit Margareta Steinrücke, Referentin für Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik in der Arbeitnehmerkammer Bremen

Bericht: Vortrag zur Arbeitszeitverkürzung

26. April 2013 in Mainz

Die Referentin für Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik in der Arbeitnehmerkammer Bremen, Margareta Steinrücke, war am Freitag, den 26. April 2013 zu Gast bei Linkswärts e. V., attac Mainz und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland-Pfalz im Mainzer DGB-Haus.

Astrid Clauss, Geschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Rheinhessen-Nahe und Gastgeberin, begrüßte die Anwesenden und führte in das aktuelle Thema Arbeitszeitverkürzung ein, das Margareta Steinrücke weiter ausdifferenzierte, indem sie zur Frage "Arbeitszeitverkürzung – Ein Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit?" referierte.

Zum Auftakt berichtete Margareta Steinrücke vom Erfolg der bundesweiten attac AG "ArbeitFAIRteilen", die Position "30-Stunden-Woche für Europa - Mit Arbeitszeitverkürzung aus der Krise von Arbeitslosigkeit und Wachstumszwang!" beim attac Frühjahrsratschlag Mitte April in Leipzig rechtzeitig zu den Blockupy-Aktionstagen Ende Mai/Anfang Juni in Frankfurt/Main und zum UmFAIRteilen-Kongress "Umverteilen. Macht. Gerechtigkeit" Ende Mai in Berlin als Konsens-Position in attac Deutschland zu verankern. Margareta Steinrücke räumte nachhaltig mit dem verbreiteten Missverständnis von der Verkürzung der Vollzeitstellen-Arbeitszeitver­kürzung als nur Arbeitszeitverkürzung auf: Eine allgemeine europaweite Arbeitszeitverkürzung für Vollzeitbeschäftigte auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich zumindest für untere und mittlere Einkommensgruppen beinhaltet zuvorderst die Möglichkeit zur Arbeitszeitverlängerung für - mehrheitlich weibliche - Personen mit Minijobs, unfreiwilliger Teilzeit und sonstigen Formen der Unterbeschäftigung, vor allem in der extremsten Form der Unterbeschäftigung, der Erwerbslosigkeit. EU-weit sind über 25 Millionen Menschen arbeitslos, die Jugendarbeitslosigkeit liegt in Spanien und Griechenland bei über 50 Prozent. Ziel muss aber sein, dass jede/r, die/der Arbeit sucht, einen menschenwürdigen Arbeitsplatz finden kann.

Mit einem kurzen historischen Abriss der Arbeitszeitverkürzung, und dem Verweis auf Arbeitszeitutopien etwa in Gestalt der bemerkenswerten 5-Stunden-Woche von Darwin Dante, konnte Margareta Steinrücke einen Ausblick auf aktuelle Vorstellungen der Arbeitszeitverkürzung gewähren, wie etwa die Forderung nach kurzer Vollzeit zwischen 30 und 35 Stunden im aktuellen Gleichstellungsbericht der Bundesregierung oder die Vier-in-einem-Perspektive von Frigga Haug, welche die Wachzeit in Erwerbsarbeit, Haus- und Sorgearbeit, politische, gewerkschaftliche und ehrenamtliche Aktivitäten sowie die Arbeit am Selbst bzw. Muße für sich selbst unterteilt und in allen Bereichen eine egalitäre Verteilung zwischen den Geschlechtern anstrebt. Die ver.di Jugend hat sehr konkrete Vorstellungen einer 30-Stunden-Woche entwickelt, mit der sie ihrer Forderung nach einer Übernahmegarantie nach Abschluss der Ausbildung eine materielle Grundlage schafft. Margareta Steinrücke betonte, dass Voraussetzung für eine beschäftigungswirksame Arbeitszeitverkürzung allerdings die Regelung des Personalausgleichs bzw. von Personalbemessung allgemein in Betriebsvereinbarungen und Tarifverträgen sei. Auch die Stärkung der Mitbestimmung durch Betriebs- und Personalräte, in Verbindung mit den betroffenen Beschäftigtengruppen, gehöre dazu. Erste Ansätze dazu gebe es bereits im novellierten Betriebsverfassungsgesetz in Form der Unterstützung der Betriebsratsarbeit durch Arbeitsgruppen aus der Belegschaft. Zunehmende Massenentlasungen und steigende Arbeitslosigkeit auch in Deutschland werden den Druck erhöhen, sich auf den verschiedenen Ebenen - betrieblich, tarifvertraglich, gesetzlich - Gedanken über eine faire Umverteilung von Arbeit zu machen.

"Weniger ist mehr!" meint ganz richtig eine Broschüre der Arbeitnehmerkammer Bremen, einer Instutution, die Margareta Steinrücke nach dem Vorbild Österreichs bundesweit für sinnvoll hielte. Die anschließende Diskussion erweiterte das Problemfeld noch um Bereiche wie AlterNsgerechte Arbeitsplätze und Vertrauensarbeitszeit.

Dateien:
Flyer_Steinruecke_01.pdf228 K

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